ESV Luzern: Eisenbahner Sportverein Luzern

Bergwanderung Camoghè, 2228m (statt Falknis)

Nachdem Martin bereits am Montag eine Tour im Tessin durchführte, wurde auch ich gezwungen, in die Südschweiz zu fahren. Wieder einmal liessen die Wetterverhältnisse eine Besteigung des Falknis nicht zu.

Somit durchqueren wir den Gotthardtunnel und stellen in der Leventina fest, dass zaghaft die Sonne scheint, aber die Berggipfel in Wolken gehüllt sind. Nach einem späten Kaffeehalt in Rivera besteigen wir das Postauto in Richtung Isone. Das Wetter verheisst nichts Gutes. Von Süden nähert sich eine schwarze Wand und schon bald befeuchten die ersten Tropfen die Frontscheibe. Ruedi informiert sich beim Chauffeur über die Verpflegungsmöglichkeiten im Tal und kann ihn überreden, uns vor dem einzigen Restaurant in Medeglia aussteigen zu lassen.
Wir ernten etwas erstaunte Blicke, als wir die Gaststube betreten und vor allem, als wir fragen, ob wir noch etwas essen könnten. Da dies leider nicht möglich ist, erlaubt uns der Wirt, uns aus dem Rucksack zu verpflegen. Währenddessen zieht ein Gewitter vorüber und wir sind froh, hier am Trockenen sitzen zu können. Kurts App verspricht jedoch für 14 Uhr eine markante Wetterbesserung.
Und wirklich, um 14 Uhr machen wir uns bei trockener Witterung auf den Weg zur Capanna Monte Bar. Zuerst führt der Weg hinunter zum Vedeggio und auf der anderen Talseite hinauf gegen Gola di Lago. In der Zwischenzeit hat es wieder begonnen leicht zu regnen. Wieso kann sich Petrus auch nicht an die Wettervorhersage halten! Auf einem schönen Weg im Wald steigen wir hoch und erreichen nach gut einer Stunde den Passübergang zwischen dem Val d’Isone und dem Valle Capriasca. In der Zwischenzeit hat der Nordwind eingesetzt, zuerst zaghaft, doch je höher wir steigen, wird er immer stärker. Bereits zeigt sich zaghaft blauer Himmel und der Regen hat aufgehört.
Von der Alpe Davrosio queren wir in der Westflanke des Caval Drossa hinüber zum Motto della Croce. Herrlich, aber bedrohlich ist der Blick auf Lugano und die verschiedenen Arme des Lago di Lugano. Beim grossen Kreuz haben wir eine kurze Pause verdient. Das Kreuz bietet ein wenig Windschutz, aber an eine längere Rast ist nicht zu denken. Statt einer schönen Gratwanderung zum Monte Bar, queren wir auf der Teerstrasse hinüber zur neu erbauten Capanna Monte Bar und sind froh, dass wir diese vor dem grossen Regen erreichen.
Martin hat nicht so viel Glück. Er musste noch arbeiten und trifft später ein, nachdem er von Mezzovico zur Hütte gewandert ist. Aber es reicht auch für ihn noch, sich im schönen Schlafraum einzurichten und vor dem Nachtessen einen Apéro zu geniessen. Nach dem Nachtessen klart der Himmel auf und wir geniessen die Sonnenuntergangsstimmung durch die Panoramafenster.

Der Wind hat die ganze Nacht über nicht nachgelassen, aber die Sicht am anderen Morgen ist gewaltig. Weit im Westen erblicken wir sogar den Monviso. In der Südflanke sind wir noch etwas geschützt, aber als wir nach dem Moncucco die Krete erreichen, müssen wir gegen den Wind kämpfen. Bei Pozzaiolo ducken wir uns für die erste Pause in den Windschatten. Auf der Nordseite des Gazzirola führt der Weg hinüber zur Bocchetta di Revolte und von dort in steilem Zickzack hinauf zum Gipfel des Camoghè. In der Nähe des grossen Steinmanns setzen wir uns in die Südflanke, stärken uns aus dem Rucksack und geniessen den Blick auf den Comersee. Sogar die Hochhäuser von Milano lassen sich mit dem Fernglas erkennen. Zu unserer Rechten erblicken wir die frisch verschneiten Walliser Alpen, davor die Magadinoebene mit dem Lago Maggiore.
Noch haben wir einen weiten Weg vor uns bis Isone. Zuerst führt er steil durch die Nordflanke hinunter ins Valle di Caneggio. Wir müssen aufpassen, dass wir keine Steine ins Rollen bringen und dürfen uns auch keinen Fehltritt erlauben. Nach einer Stunde rasten wir bei einem schönen See. Der Weiterweg führt auf der rechten Talseite, zuerst ein wenig auf und ab, dann hinunter zum Schiessplatz von Isone. Leider ist hier das Strässchen wieder geteert und es bieten sich nicht viele Abkürzungen an. Nein, noch viel schlimmer! Ein kleiner Gegenaufstieg erfordert nochmals einen Motivationsschub. Aber dann geht es nur noch hinunter auf einem alten Alpweg nach Isone, welches wir nach über sechs Stunden Marschzeit kurz vor Abfahrt des Postautos erreichen.
Da die verlorenen Kalorien ersetzt werden müssen, beschliessen wir in Rivera noch ein Nachtessen einzunehmen. Nicht nur wir sind müde, auch unsere Rucksäcke liegen schön in einer Reihe nebeneinander, wie um uns zu sagen, dass für heute Schluss ist. Mich bringen heute auch keine zehn Rösser mehr auf einen Wanderweg. Viel zu schön und gemütlich ist es unter dem Sonnenschirm am Steintisch zu sitzen, und die kulinarischen Köstlichkeiten zu geniessen. Dank dem Gotthardtunnel kann man sich jetzt dazu auch Zeit lassen.
Nach einem kurzen (platzmässig erzwungenen) Zwischenhalt in Bellinzona besteigen wir doch noch den Zug in Richtung Deutschschweiz und erreichen Luzern zwanzig Minuten nach zehn Uhr, etwas später als im Programm vorgesehen.

An der Ausweichtour auf den Camoghè (statt Falknis) nahmen teil:
Blanca, Cécile, Esther, Roberta, Felix, Hans, Kurt, Marcel (Leitung, Bericht und Fotos), Martin, Ruedi