ESV Luzern: Eisenbahner Sportverein Luzern

Wanderung Sigriswiler Rothorn vom 22.09.2018

Schon oft haben wir den Sigriswilgrat angesehen, wenn wir mit dem Zug ins Wallis reisten. Dies und noch etwas anderes sind die Gründe, wieso ich mich dieses Tourenziel entschieden habe.

Vorerst läuft alles nach Plan. In Sursee treffen wir Esther, und in Bern sind wir mit Charly nun zu viert auf der Fahrt nach Thun. Aber wo ist Ruedi?
Beim Umsteigen in Sigriswil löst sich das Rätsel. Nein, er wartet nicht an der Bushaltestelle auf uns, aber er teilt uns via WhatsApp mit, dass er sich versehentlich angemeldet habe. Schade, diese Wanderung hätte ihm sicherlich gefallen.
Spontan entscheiden wir uns, in Schwanden den Bus zwei Haltestellen früher zu verlassen, um die offerierte Runde Kaffee zu genehmigen. Resultat: 15 Minuten mehr Marschzeit, eine Stunde Verspätung, aber zufriedene Teilnehmer (oder nur der Tourenleiter?). Vorbei an der Sternwarte marschieren wir nach Sagi und von dort wie geplant hinauf gegen die Zettenalpegg. Aber oha lätz. Schwatzend achte ich mich nicht auf eine Abzweigung und schon vergehen weitere fünf Minuten bis wir auf dem richtigen Weg sind.
Von der Zettenalpegg geht es steil aufwärts zum Grat oberhalb des Vorder Schafläger. Wir gehen jedoch über ein Brett zum Stolleneingang und wandern unterhalb des Sigriswiler Rothorn durch zum Schafloch. Es ist schon etwas unheimlich, die alten Befestigungen aus dem zweiten Weltkrieg zu besichtigen. Nur die Stirnlampen geben uns mehr oder weniger Licht.

Über das Schafloch ist im Wanderbuch Thunersee (Kümmerli+Frey, Ausgabe 1988) folgendes zu lesen: „Nach einer halben Stunde zeigt sich das Schafloch, das sich tief in den Berg hineinzieht und auf seinem Grunde einen Gletscher aufweist, der heute leider durch einen von der Armee erbauten Stollen durch den Sigriswilgrat nach der Zettenalp zugeschüttet ist. Dieser Stollen ist auf eigenes Risiko begehbar. Der Name weist darauf hin, dass hier und in allen andern Balmen und Nischen die zahlreich in diesem Gebiet weidenden prächtigen Schafe Schutz vor Hitze und Kälte, Regen und Schnee finden.“

Gerne geniessen wir die wärmenden Sonnenstrahlen beim Schafloch während der stündigen Mittagspause. Wir wollen nicht wieder in die kühle Dunkelheit eintauchen. Somit entscheiden wir uns, dem Unteren Rothornzug in Richtung Schäferhittli zu folgen. Der Weg zieht sich unterhalb steiler Felswände hoch über dem Justistal gegen Nordosten. Auch wenn wir uns wegen seiner Ausgesetztheit konzentrieren müssen, ist es ein Genuss, hier zu wandern. Den Umkehrpunkt im Sattel beim Hinders Schafläger erreichen wir um halb drei Uhr. Sorry Charly, aber dein englischer Gast muss sich wahrscheinlich noch etwas länger gedulden. Das Programm für die Heimreise kann nicht mehr eingehalten werden.
Vorerst geniessen wir den herrlichen Blick über das Emmental gegen den Jura und über das Justis- gegen das Kander- und Engstligental. Auch müssen wir den Durst löschen. Der Weiterweg führt zurück unterhalb des Mittaghorn hindurch zum Vorder Schafläger. Hier wären wir heraufgekommen, wenn wir nicht den Stollen benutzt hätten. Wir gehen weiter auf dem Oberen Rothornzug unterhalb des Rothorns hindurch. Erstaunlicherweise können wir noch einige Edelweiss bewundern (auch weisse Enziane genannt). Nach einer kurzen Steilstufe, wo wir noch ein wenig zupacken müssen, erreichen wir die Abzweigung zum Gipfel. Wegen der vorgerückten Zeit verzichten wir auf die vorgesehene Besteigung. Und schliesslich haben wir auf dem ganzen Weg bis hierher bereits genügend Aussicht genossen! Resultat: Fünfzig Minuten weniger Verspätung.
Von nun an geht es hinunter über Karrenfelder zum Oberbärgli und weiter mit einem letzten Gegenanstieg gegen das Unterbärgli. Noch trennt uns eine Stunde und 600 Höhenmeter von der Bushaltestelle in Schwanden Sagi. Während dem Abstieg geniessen wir die schöne Stimmung über den Bergen und auf dem Thunersee. Unsere sind die Füsse schon ziemlich müde und ich bin froh, unterwegs noch auf einer Bank rasten zu können. Auch der Magen fordert bereits wieder Nachschub! Sorry Charly, nochmals fünfzehn Minuten mehr Verspätung.
Kurz vor sechs Uhr erreichen wir die Bushaltestelle, können dort unsere Flaschen auffüllen und ein letztes Mal den Sigriswilgrat bewundern.

Was passiert, wenn der Tourenleiter sich von seinen spontanen Ideen leiten lässt? Wen es interessiert, frage die Teilnehmer persönlich.
Hier die Ansprechpersonen: Cécile, Esther, Charly und Marcel (Tourenleiter, Bericht und Bilder)