Wegen der schlechten Wettervorhersage im Süden, hat sich Martin entschlossen, nicht in den Parco Nazionale Val Grande zu reisen. Stattdessen treffen wir uns bereits kurz nach sechs Uhr in der Früh in Luzern und erreichen nach mehrmaligem Umsteigen Unterwasser im Toggenburg. Da es im Alpstein an Übernachtungsmöglichkeiten nicht mangelt, hat Martin nur für diese Nacht reserviert. Die übrigen Tage werden je nach Wetter, Lust und Laune der Teilnehmer gestaltet.
Nachdem wir uns mit Kaffee und geteilten Nussgipfeln gestärkt haben, besichtigen wir die Thurfälle. Nur der obere Fall führt noch Wasser und das Bachbett ist trocken. Schade, bietet sich doch im Frühling bei Schneeschmelze oder nach Regenfällen ein imposantes Schauspiel. Weiter geht es über Alpli, Troosen und die Lauchwis zum Stosssattel, von wo wir unter der Silberplatten hindurch zur Tierwis queren. Leider trübt Nebel die schöne Aussicht und auch die tiefen Temperaturen zwingen uns, uns in die Gaststube zu verziehen.
Am Sonntag ist die Wetterentwicklung noch etwas unsicher. Nach dem nächtlichen Regen schleichen immer noch Nebel um die Gipfel. Wir steigen hinauf zum Säntisgipfel. Unterdessen löst sich der Nebel immer mehr auf und schon bald stehen wir in der Sonne. Unterwegs beobachten wir Schneehühner und Steinböcke.
Von der Gipfelplattform aus bietet sich uns ein schöner Überblick über den Alpstein und wir können die weiteren Tage festlegen. Bei einer Kaffeepause im Alten Säntis werden diese Pläne den Teilnehmern mitgeteilt und durch diese auch gebilligt. Nur den ersten Übernachtungsort muss Martin noch ändern, was sich im Nachhinein als Glücksfall entpuppt.
Vom Säntis steigen wir hinunter zur Wagenlücke, wo wir während der Pause einigen Mauerläufern zuschauen können. Schattseitig geht es hinab zum Unter Mesmer und von dort hinauf zur Höch Nideri. Hätten wir den direkten Weg zum Schäfler gewählt, wären wir noch vor dem Regen dort eingetroffen. Aber mit diesem Umweg über das Öhrli, welcher jedoch schöne Ausblicke bietet, kommen wir in den Genuss einer Naturdusche mit leichtem Graupelpeeling. Schon bald fliessen kleine Bäche über den Weg und es sammeln sich Pfützen. Wir erreichen jedoch wohlbehalten das gemütliche Berggasthaus und können dort die mehr oder weniger trocknen Kleider aus dem Rucksack anziehen und den Trocknungsraum in Beschlag nehmen.
Am Montagmorgen ist es immer noch stark bewölkt. Bis wir die Ebenalp erreichen scheint jedoch bereits die Sonne. Durch die Höhle des Wildkirchli erreichen wir das Berggasthaus Aescher, welches bereits in die Winterruhe versetzt wird. Wir steigen weiter hinunter zum Seealpsee, in welchem sich die umliegenden Gipfel und der herbstliche Wald spiegeln. Schattig geht es von hier hinauf zur Meglisalp, auf welcher wir mit den ersten Sonnenstrahlen am Mittag eintreffen. Nach der Mittagsrast verlassen uns Anita und Helen und steigen über den Rotsteinpass zum Säntis auf, um von dort nach Hause zu fahren.
Wir begeben uns in die andere Richtung zum Widderalpsattel und von dort weiter zum Gipfelkreuz der Marwees. Der Tiefblick auf den Seealpsee von hier ist eindrücklich. Wir gehen wieder zurück zum Widderalpsattel, geniessen dort noch einige Minuten die Oktobersonne, bevor wir den schattigen Abstieg zum Berggasthaus Bollenwees in Angriff nehmen.
Nach einer unruhigen, windigen Nacht regnet es beim Frühstück. Wir ändern unseren Plan und steigen statt auf den Säntis hinauf, hinab nach Brülisau. Unterwegs kommt der Föhn wieder in Fahrt und bläst die dunkeln Wolken weg. Bereits bei schönstem Sonnenschein besteigen wir in Brülisau das Postauto und treten die Heimreise an.
Martin wird es schwer haben, nach den komfortablen Gasthäusern des Alpsteins, die Teilnehmer für die spartanischen Bivacchi des Parco Nazionale Val Grande zu motivieren. Anita, Cécile, Helen, Helena, Marcel (Bericht und Fotos), Martin (Tourenleiter) und Rolf haben den Komfort im Alpstein jedenfalls genossen.