Samstag, 05. September 2020
Pünktlich um 7.21 Uhr fuhr der Zug mit Marcel, Ruedi, Paul und Erwin Richtung Rotkreuz. In Bellinzona stiess unser Tourenleiter Martin dazu. Beim 50 Minuten Zwischenhalt in Locarno konnten wir uns, vor der abenteuerlichen Fahrt nach Spruga, noch etwas stärken. Hier gesellte sich der sechste Kamerad, Kurt zu uns.
Um 11.33 Uhr erreichten wir Spruga. Danach wanderten wir auf der autofreien Strasse zum „Bagni di Craveggia“. Das Bad liegt auf der anderen Seite des Grenzflusses Isorno und wir waren in Italien angekommen.
Im Jahr 406 wurde die Thermalquelle zuhinterst im Valle Onsernone erstmals dokumentiert. Ihren Namen hat sie von der Ortschaft Craveggia im Val Vigezzo,
Von 1818 bis 1823 wurde das Badehaus gebaut, 1881 das Hotel. Die Grundmauern sind noch heute sichtbar. Die Thermalbäder von Craveggia wurden aber nicht stark frequentiert, da ihre Lage sehr abgeschieden ist und vermutlich auch, weil die Schüttung der Quelle mit 10 Litern Thermalwasser pro Minute gering ist. 1951 ging eine Lawine von Norden, also von der Schweizer Seite her, auf die Bäder nieder und zerstörten sie fast vollständig. Aber: man kann noch heute in den Ruinen baden.
Der steile Aufstieg zur Bocchetta di Sant’Antonio war im Buchenwald angenehm kühl. Die Mittagspause machten wir auf der Alpe Isorina di Alto auf 1478m. Nach der Mittagspause ging es weiter zur Bocchetta di Sant’Antonio 1841m. Auf dem Pass hat es eine kleine Kapelle und eine beeindruckende Rundsicht.
Beim Abstieg machten wir eine Pause bei der Kirche Alp Blizz 1270m und genossen die Sonnenstrahlen.
Nachdem wir dank dem Spürsinn von Kurt und Paul den direkten Weg Richtung Villette fanden, erreichten wir nach drei Stunden Abstieg die Stazione Re auf 658m. Mit der Vigezzina fuhren wir nach Sta Maria Maggiore und nach zwei drei Schritten standen wir vor unserem Hotel.
Beim Einsteigen in den Zug mussten wir wieder die Maske anziehen und durften nur jeden zweiten Sitzplatz benutzen.
Wir übernachteten im Hotel Miramonti und genossen das 4 Gang Menü, zur Stärkung für den morgigen Tag.
Sonntag, 06. September 2020
Beim Frühstück wurden die Corona-Restriktionen in Italien spürbar: Jeder wählte vom reichhaltigen Buffet die gewünschten Speisen aus, die dann vom Personal an den Tisch gebracht wurden. Auch so wurden wir satt und konnten wie geplant um 8 Uhr in das bereit stehende Taxi vor dem Hotel steigen. Damit fuhren wir bis ans Ende der Strasse nach Arvogno auf gut 1200m Höhe.
Ab dort ging es zu Fuss weiter; zuerst relativ flach über den Rio Verzasco (nicht zu verwechseln mit der Verzasca), nachher jedoch steil hinauf in Richtung unseres Tagesziels: den 2430m hohen Pioda di Crana. Mit der schwülwarmen Luft kamen wir gewaltig ins Schwitzen, bis wir den Buchenwald erreichten. Nachdem wir knapp 600 Höhenmeter gemeistert hatten, gewährte unser Tourenleiter eine Pause im schattigen Wald. Nachher stiegen wir mehr oder weniger der Krete entlang bis auf ca. 2300m Höhe. Bei den umliegenden Gipfeln türmten sich mehr und mehr die Wolken, und auch der Pioda die Crana verschwand zeitweise im Nebel. Trotzdem standen wir 2 ¾ Std. nach unserem Start auf dem Gipfel. Martin meinte, dass dies nur mit der „Elite“ des ESV Luzern möglich sei.
Die sonst grandiose Aussicht wurde durch die Nebelschwaden stark getrübt; nur zeitweise öffnete sich „ein Fenster“, durch das wir einen Blick auf die Bergwelt erhaschen konnten.
Beim Abstieg galt es nochmals, eine etwas abschüssige Stelle zu überqueren, die jedoch mit einem Seil entschärft war. Nachdem wir die Gesteinsplatten (piode) hinter uns gelassen hatten, stiegen wir weglos zur idyllisch gelegenen Alpe i Motti. Nach einer Pause und kurzer Beratung entschlossen wir uns, den direkten Wegspuren zur Bocchetta di Ruggia zu folgen, statt den Weg über die Kapelle San Pantaleone zu nehmen. Dieser Entscheid war richtig, denn kurz vor der Bocchetta setzte der angekündigte Niederschlag ein. Nachdem wir die Regenschutze montiert hatten, ging es zügig weiter über die Alpe di Ruggia – Bocchetta di Muino und hinunter zur Piana die Vigezzo. Dort schien bereits wieder die Sonne. In der Gastwirtschaft konnten wir bei birra, caffè, torta di pane und pasta die verbrannten Kalorien wieder kompensieren. Die „ovovia“ brachte uns in kurzer Zeit hinunter nach Santa Maria Maggiore. Auf dem letzten Teilstück unserer heutigen Wanderung mussten wir allerdings nochmals die Regenschirme hervorholen, bevor wir ins Hotel Miramonti zurückkehrten.
Die meisten von uns besichtigten nach der Dusche das schmucke Dorf und genossen den von Ruedi gesponserten Aperitif (nochmals vielen Dank und herzliche Gratulation zur Messinghochzeit). Das feine Abendessen rundete den erlebnisreichen Tag ab – schade, dass das Wetter nicht optimal mitgespielt hatte.
Montag, 07. September 2020
Nach dem wiederum reichhaltigen Frühstück haben wir uns vom zuvorkommenden Personal des Hotels Miramonti in Sta Maria Maggiore verabschiedet. Trotz bedecktem Himmel marschieren wir motiviert zur Talstation der Gondelbahn zur Piana di Vigezzo. Da wir 6 die Einzigen waren, konnte nach unserer Ankunft auf der Bergstation die Bahn wieder abgestellt werden.
Zügig wanderten wir Richtung Cima Trubbio los und zweigten rechtzeitig ab, um über einen kleinen Weg die Route Richtung Bocchetta della Cima zu erreichen. Kurt war der Einzige von unserer Gruppe welcher den Cima del Sassone (2085m) bestieg. Der Rest der Gruppe wanderte weiter direkt auf der Krete zum Pizzo Formalone (2062m), wo uns Kurt wieder einholte. Nun folgte der Abstieg zur Bocchetta di Sant’Antonio (1‘841m). Vor zwei Tagen hatten wir diesen Punkt von Norden nach Süden und heute von Westen nach Osten traversiert. Weiter führt uns die Traverse zur Alpe Motto (1781m) und unterhalb der Punta della Forcoletta zur Schweizergrenze. Über die Alpe Ruscada (1674m) erreichen wir mit einigen Schweisstropfen den Pizzo Ruscada (2003m). Trotz des bedeckten Himmels war die Sicht ausgezeichnet. Bei den Aufzählungen wurde kein Gipfel weggelassen!
Nun folgt der beträchtliche Abstieg mit einigen Gegenanstiegen über das Rifugio Corte Nuovo (1635m) und Pescia Lunga (1511m) zum Aussichtspunkt Pianascio (1643m). Noch einmal geniessen wir die Bergwelt mit dem Centovalli und dem Onsernonetal. Obwohl sich bei Einigen die Müdigkeit bemerkbar machte, brechen wir zum letzten Teilstück auf. Dieses führt uns über die Madonna della Segna (1166m) zum Monte di Comino (1155m). Mit der Kleinseilbahn erreichen wir bequem die Station Verdasio. Mit der Centovalli-Bahn und der SBB erreichen wir Luzern um 21.30 Uhr. Einmal mehr ist es unserem Tourenleiter Martin gelungen eine unvergessliche Route im Grenzgebiet Onsernonetal und Valle Vigezzo durchzuführen. Ein ganz herzliches Dankeschön.
Teilnehmer: Erwin (Bericht 1. Tag), Kurt (Bericht 2. Tag und Fotos), Marcel (Fotos), Martin (Leitung), Paul (Bericht 3. Tag) und Ruedi