Bergwanderung am 25.-26. Oktober 2022
Dienstag:
Vier Minuten Verspätung zeigt die Anzeigetafel am Bahnhof Baar an. Dies entspricht in etwa meiner Umsteigezeit in Zug und ich werde kurz nervös. Doch es reicht und ich kann mich in Goldau zu meinen Luzerner Gastgeber im Wagen 25 gesellen. In Bellinzona keine Spur von unserem Tourenleiter Martin. Wir sind allerdings nicht überrascht, hat doch Martin Marcel im Vorfeld informiert, dass es knapp werden könnte und ihn darum gebeten, notfalls die erste Etappe zu führen. Als aktueller Bauherr hat Martin zurzeit so Einiges unter einen Hut zu bringen. Wir schnappen uns die nächstbeste Zugverbindung nach Giubiasco sodass es dort noch für einen Kaffeehalt reicht.
Um 10.45 h starten wir unsere heutige Tour in Paudo auf 790 m. Durch mehrheitlich schönen Buchenwald erreichen wir via Monti di Paudo in ca. 1 ½ Std. die Capanna Genzianella auf Piano Dolce. Wir rücken die schon fast eingewinterten Bänke und Tische an die Sonne und geniessen bei fantastischer Aus- und Fernsicht Mittagsrast. Nichts weist mehr auf den Dauerregen vom Vortag hin. Weiter geht’s über Sopra Arbinetto zum Sasso Guidà. Hier stösst Martin zu uns. Wir sind genügend ausgeruht und Martin möchte nicht allzu sehr abkühlen, sodass wir gleich aufbrechen. Unzählige Monsterameisenhaufen säumen dem Grat entlang den Weg. Martin macht bewusst einen kleinen Schwenker zu einem Schützengraben, wohl aus dem ersten Weltkrieg. Häppchenweise gelingt es Corado, Martin und mir die gemeinsame Tour vom 2011 in dieser Gegend zu rekonstruieren. Erst Laura bringt definitiv Licht ins Dunkle 😊.
Kurz vor 16 h erreichen wir die erst im Juli 2022 eröffnete Capanna Gesero. Sie befindet sich neu auf Biscia im Valle d’Arbedo am Fusse des Cima delle Cicogne auf knapp 2’000 m. Sie ersetzt die ca. 200 Hm tiefer liegende Hütte von 1921. Wir sind die einzigen Gäste und geniessen die volle Aufmerksamkeit vom Hüttenwart Nicola. Inzwischen sind etwas Wolken aufgezogen. Dies hindert die Hartgesottenen nicht daran, sich draussen noch Kaffee und Kuchen zu frönen. Andere wiederum bevorzugen, sich zuerst frisch zu machen. Den «Gfrörlingen» entgeht dann auch der wunderschöne Sonnenuntergang. Bei Apéro (vielen Dank an die Spenderin) und einem feinen Nachtessen (Suppe, Lasagna und gemischter Salat) zubereitet von Nicola lassen wir den schönen Tag ausklingen.
Mittwoch:
Am Morgen ist es noch stark bewölkt, sodass wir den Abmarsch auf 8.15 h hinauszögern. Bald schon verziehen sich die Wolken und es bleibt den ganzen Tag herbstlich schön und warm. Mit etwas auf und ab und teils weglos erreichen wir in etwa 1 ½ Std. den Corno di Gesero, Grenzberg zwischen Tessin und Gaubünden. Nebst einem kleinen Holzkreuz befindet sich hier eine militärische Anlage mit grossen Satellitenschüsseln. Von der Gegenseite ist die alte Hütte nun gut ersichtlich. Den Grat zwischen Corno di Gesero und Cima delle Cigogne findet Martin nach Augenschein zu anspruchsvoll für eine Gruppe, sodass wir etwa 200 Hm Richtung Alp d’Albion absteigen um danach zum Cima delle Cigogne zu queren und wieder aufzusteigen. Auch diesen Gipfel verunstalten militärische Anlagen. Arbeiter sind daran irgendetwas zu reparieren (wurden per Helikopter hingeflogen). Sie lassen uns die Anlage nicht passieren, sodass wir sie etwas mühsam umgehen müssen. Auf dem effektiven Gipfel folgt die zweite Rast. Mal links, mal rechts und mal auf dem Grat und wiederum mit rauf und runter bewegen wir uns zügig weiter zum Cima di Cugn. Stillgelegte Kasernen erinnern wiederum an Krieg und, dass wir uns an der Grenze zu Italien befinden. Um die Mittagszeit erreichen wir den Cima di Cugn, mit seinen 2’237 m unseren höchsten Punkt dieser Tour. Während der Pause wird der Marmontana mehr und mehr eingenebelt. Deswegen und in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit entscheiden wir, nicht mehr zu diesem aufzusteigen, wartet doch noch ein happiger Abstieg von ca. 1’300 m auf uns. Somit schaffen wir es knapp nicht zum südlichsten Punkt vom Kanton Graubünden, dem Dreiländereck Graubünden, Tessin und Lombardei.
Via Passo San Jorio, Giggio, Alpe Fossada und Monti Dosso erreichen wir Carena auf 958 m in etwa 3 ½ Std, zwei ausgiebige Pausen auf schönen, sonnigen Alpen inklusive. Bis schätzungsweise 1’600 m runter schmücken die gelben Lärchen noch die Landschaft und danach ist das Absteigen durch den schönen Buchenwald Genuss pur. Es bliebe in Carena genügend Zeit um bei einem Bier die Tour ausklingen zu lassen, doch ging die Wirtin einkaufen und kehrt nicht vor unserer Abfahrt um 17.11 h zurück. Nach und nach verabschieden sich die Teilnehmer/innen. Es sind dies: Claudine, Kathrin, Martin (Tourenleiter), Marcel, Kurt, Gerhard, Erwin, Ruedi und Hanni (Berichterstatterin und Gast von Rheintal-Walensee). Herzlichen Dank Martin für diese zwei schönen Tage!