Wir waren unterwegs im Basistunnel, 2000 m unter dem Gotthardmassiv, als uns der Anruf von „Chläusu“ erreichte. „Wir sollen bis Lugano weiterfahren, da er wegen dem Wetterbericht umdisponiert habe“. Wir starteten also in Brè sopra Lugano, statt Mezzovico. Dass dadurch X-Höhenmeter mehr zu bewältigen waren, erwähnte er natürlich mit keinem Wort! Der Bus brachte uns, über unzählige Kurven, an millionenteuren Villen vorbei, mit herrlichem Ausblick auf den Lago di Lugano, nach Brè Paese (790 m). Da auch Zug- und Busfahren durstig macht, löschten wir zuerst im Ristorante Salotto unseren Durst mit „Gazosa Ticinese Mandarino“. Von hier war auch schon unser erstes Etappenziel, der Monte Boglia (1516 m) zu sehen. Steil ging es bergauf, mit einem eindrücklichen Blick auf den 1000 m tiefer glitzernden See. Auf dem Gipfel hatten wir die Grenze erreicht und machten eine kurze Rast. Leider war die Fernsicht durch den Dunst etwas getrübt. Nun folgte der erste Abstieg zum Übergang Pian di Scagn (1173 m), immer schön den Grenzsteinen S/I nach. Im kurzweiligen, steten bergauf/bergab, ging es durch Buchenwälder, an den „Denti della Vecchia“ vorbei, zum Passo Pairolo (1405 m). Die naheliegende Capanna besuchten wir nicht, da ein Gewitter immer näher kam und die ersten Tropfen fielen. Wir retteten uns in den schützenden Buchenwald. Aber auch hier tropfte der Regen von oben und der Schweiss rann von der Stirne, denn der steile Aufstieg zur Cima dell’Oress (1705 m) forderte unsere Kräfte. Mit der Cima di Fojorina (1809 m) hatten wir den höchsten Punkt unserer heutigen Tour erreicht. Abstieg zur Bocchetta di San Bernardo (1585 m) und dem Weg auf italienischer Seite folgend, alle nun in Regenbekleidung gegen den Gewitterregen gut eingepackt, erreichten wir nach einem kräftezehrenden Endspurt die Capanna San Lucio (1540 m). Gemütlich war es hier. Das gute Essen (Rindspfeffer mit Polenta), der gute Wein, das stimmige Cheminée-Feuer und zum Abrunden einen „Braulio“, liess uns die Anstrengung schnell vergessen. Ein ruhiger, gesunder Schlaf war uns gewiss, da wir die einzigen Übernachtungsgäste waren.
Unser Hüttenwart Francesco hatte einen tiefen Schlaf. Paul weckte ihn mit einem „Geissenglöckchen“ und so bekamen wir unser Frühstück doch noch um 8 Uhr. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Der Aufstieg zum Gazzirola (2115 m) begann gemütlich über Alpweiden immer der Grenze nach. Die Sicht auf die umliegenden Berge und den Lago di Como war heute eine Pracht. Das Rifugio Gazzirola war leider geschlossen, da der Hüttenwart, gemäss Anschrift erst um 14 h ankomme. So ging es ohne Pause weiter, hoch zum Kreuz und über den Grat zum Gipfel. Von hier sahen wir unser nächstes Ziel, den Monte Bar (1816 m), welchem wir im auf und ab, immer auf der Krete, mit Blick ins Val di Serdena, via Passo di Pozzaiolo – Cima Moncucco, erreichten. Die Capanna Monte Bar vor Augen, stiegen wir zügig den Berg hinab. Zuerst löschten wir den Durst, dann als Belohnung gab es, köstlichen Kastanienkuchen (torta di castania) und guten Coretto Grappa. Wir wählten, unseren Knies zu liebe, den Abstieg nach Corticiasca (1001 m), von wo uns das Postauto wieder nach Lugano brachte.
Es war eine tolle, einsame, aber auch anstrengende Tour. „Chläusu“ herzlichen Dank für die Planung. Du bringst uns auch die entferntesten Ecken des Tessins näher.
Teilnehmer: Chläusu (Leitung), Paul, Erwin und Ruedi (Bericht + Fotos)